Fabienne Andree lebt in Witten.
Sie hat Kunst und Mathematik an der Technischen Universität Dortmund studiert. Aktuell absolviert sie ihr Referendariat an der Realschule Grünstraße in Hattingen.
In ihren großformatigen Arbeiten auf Leinwand beschäftigt sie sich vor allem mit der gegenstandslosen Malerei. Dabei beeinflussen viele Faktoren die Arbeiten der Künstlerin, darunter die Erfahrungen aus dem jahrelang betriebenen Leistungssport Rudern, der Blick auf Landschaften von oben aus einem Ultra-Light-Flugzeug, das absolvierte Mathematikstudium, Reisen unteranderem durch Indien und Australien, der Zufall sowie zeitgenössische Positionen.
Auszug aus der Masterarbeit von Fabienne Andree, 2016
Wann ist ein Bild fertig?
„WE WERE TALKING ABOUT THE FINAL MARK, THE ONE THAT IS NEEDED TO FINISH A PAINTING, TO PULL IT ALL TOGETHER! HE TOLD ME THAT IF YOU COULD MAKE THAT MARK AND IT WAS THE RIGHT ONE, YOU WOULD FEEL THE FLOOR SHAKE AND THE WALLS TREMBLE. AND THEN THE WALLS OF YOUR STUDIO WOULD FALL DOWN AND YOU WOULD SEE ALL THE OTHER BUILDINGS AROUND YOU ALSO COLLAPSE – UNTIL ONLY THE PAINTING WOULD BE STANDING THE MIDST OF THE RUBBLE.“ David Reed
Die Beantwortung der Frage „Wann ist ein Bild fertig?“ ist immer noch eine der Hauptaufgaben, welcher ich mich im Malprozess stellen muss. Sie ist nach wie vor hoch aktuell für mich als gegenstandslose Malerin, weswegen ich sie erneut in dieser Masterarbeit diskutieren möchte. Die Antwort auf diese Frage ist höchst komplex, auch wenn sich durch die langjährige Beschäftigung mit gegenstandslosen Arbeiten eine intuitive Sicherheit eingestellt hat und damit ein Gefühl für die Qualität eines Bildes. Diese ergibt sich insbesondere durch den Vergleich zu eigenen, anderen Bildern. Wiederholt das Bild nur das vorherige? Hat es eine eigene Aussage? Ist es spannend? Was würde passieren, wenn ich eine weitere Schicht hinzufüge? Ist das Bild dann zu harmonisch? Hat es die gleiche Qualität wie die anderen Bilder? Das sind einige der Fragen, die ich mir stelle um zu beurteilen, ob ein Bild fertig ist. Diese Gedankenprozesse benötigen unterschiedlich viel Zeit. Mal weiß ich sofort, dass ein Bild fertig ist – Endorphine werden freigesetzt und ich bin mir sicher, genau so muss es sein. Manchmal benötigen Bilder auch eine zeitliche Distanz zur Beurteilung ihrer Qualität, in diesem Fall gucke ich sie mir über mehrere Tage bewusst nicht mehr an. Auch das Fotografieren der Bilder dient mir weiterhin als Taktik um eine größere Distanz zu ihnen aufzubauen. Dennoch kommt es immer noch oft vor, dass ich zu weit gehe, eher hätte aufhören müssen, und ein Bild „kaputt“ male. Dann muss ich beinahe wieder ganz von vorne beginnen, was sehr frustrierend sein kann. Ich habe aber gelernt, dass diese Frustrationen ein Bild auch erst richtig gut machen können. Man sieht dem daraufhin entstandenen Bild die Tiefe, die Reibung an. Schlimmer ist es da schon eher, wenn man zu früh aufhört, weil ein Bild eine zu hohe ‘Verlustangst‘ erzeugt. Ich habe festgestellt, dass ein Bild nicht zu früh in dem Malprozess „schöne“ Stellen auf-weisen darf. In diesem Fall habe ich mich dabei beobachtet, wie ich das Bild bewusst um diese Stellen herum gebaut habe. Ich war gehemmt, wollte diese Stellen nicht verlieren. Eben dieses Problem hatte ich bei dem ersten Bild, welches als letztes fertig wurde (D-MKSI C42 7). Zwischenzeitlich war das Bild gesamtkompositorisch in einem mittelmäßigen Zustand, verfügte jedoch über einzelne besonders interessante Stellen. Durch eine größere zeitliche Distanz, war ich irgendwann bereit dazu, dass gesamte Bild zu übermalen, es zunächst komplett zu zerstören, die guten Bereiche direkt zu überdecken. Das war ein notwendiger, wenn auch radikaler Schritt, um weiter zu kommen. Ich habe einzelne Stellen zugunsten eines funktionierenden, gesamten Bildes „geopfert“.
Durch die zunehmend intensivere Reflexionszeit während des Malprozesses, müssen die Bilder einer (meiner) strengeren Prüfung standhalten. Ob die entstandenen Bilder Bestehende sind, entscheidet sich nach einer langen Beobachtungs- und Vergleichsphase. Insgesamt, bleibt es aber ein intuitives, rational nicht zu erklärendes Gefühl, ob ein Bild fertig ist oder eben nicht, welchem ich zunehmend vertraue.
„At some point it occurred to me that it really wasn’t my job to make the painting, but to destroy it. I have to destroy the painting I know to make the one I don’t know yet. One thing I’d like to talk about is the idea of intentionality versus happenstance. I think you have to risk taking responsibility for accidents as much as for deliberate acts.“ Jacqueline Humphries
Auszeichnungen
2007 Art Award Bentleigh Secondary College, Melbourne
2013 NRW Stipendium im Fachbereich Kunst
Ausstellungen
07/2011 – 06/2012 Bau-Werke, Phoenix See, Entwicklungsgesellschaft, Dortmund
10/2011 Ruhrpuls, Rotunde, Bochum
07/2012 – 08/2012 Rundgang Kunst, Dortmunder U, Dortmund
09/2012 – 01/2013 Kunststudenten aus NRW – TU Dortmund, Dr. Carl Dörken Galerie, Herdecke
07/2013 – 08/2013 Rundgang Kunst, Dortmunder U, Dortmund
02/2014 – 03/2014 Import Export, Sammlung Philara, Düsseldorf
07/2014 – 08/2014 Rundgang Kunst, Dortmunder U, Dortmund
10/2014 Farbe – Zeit – Raum, Johanneskirche Stadtkirche, Düsseldorf
01/2015 malen, gemalt, Dortmunder U, Dortmund
06/2015 – 08/2015 Import, Export II, Kunstverein Oberhausen, Oberhausen
07/2015 – 08/2015 Rundgang Kunst, Dortmunder U, Dortmund
10/2015 – 04/2016 Bildwechsel, Universität Dortmund, Dortmund
07/2016 – 08/2016 Rundgang Kunst, Universität Dortmund, Dortmund
07/2017 Hinterblickt, HAGENRING-Galerie, Hagen